Politik und Wirtschaft im Dialog auf dem 35. Hannover-Forum des BFW Niedersachsen/Bremen e.V.
Mit klarem Blick auf Zukunftsthemen hielt der Landesverbandstag des BFW Niedersachsen/Bremen Ende März ein vielfältiges Programm für die Teilnehmer bereit. Im Mittelpunkt stand dieses Jahr das Thema „Urbane Baukultur“, das anhand der Vorstellung zweier unterschiedlicher Bauprojekte und einer anschließenden Podiumsdiskussion facettenreich beleuchtet und diskutiert wurde. Außerdem konnten sich die Teilnehmer in drei Arbeitskreisen mit zwölf Kurzvorträgen rund um die Bereiche Technik und Recht informieren. Gut 220 Vertreter aus Immobilienwirtschaft, Bauindustrie und Landespolitik folgten der Einladung.
Wohnraumschaffung treibt die Branche weiter an
Wohnungsbauexperte Dirk Streicher, Vorstandsvorsitzender des BFW Niedersachsen/Bremen, betonte in seiner Eröffnungsrede die Aufbruchsstimmung und den festen Willen der Branche, Bewegung in bezahlbare Bauvorhaben innerhalb von Ballungszentren zu bringen – trotz Widrigkeiten wie fehlender Bauflächen und schwer zu realisierenden Gesetzesvorgaben und Normen. Anerkennende Worte gab es daraufhin in der Grußrede von Cornelia Rundt, Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Die innovative Kraft des BFW würde anerkannt und hoch geschätzt bei der Herausforderung, Wohnraum zu schaffen.
Die Bremer Senatsbaudirektorin, Professor Iris Reuther, schilderte beispielhaft verschiedene bezahlbare Mietwohnungsbauprojekte im Sinne einer gelungenen Quartiersentwicklung in der Weserstadt. „Wohnungsbau ist gleich Städtebau“, so die Senatorin. Dieses impliziere die Arbeit an nachhaltigen Quartieren und Adressen, in denen Nachbarschaft, Mobilität und Qualität eine bedeutende Rolle spielen.
Vereinbarkeit von Architektur, Energie und Kosten in der urbanen Baukultur
Kurzweilig und anschaulich verdeutlichte Conrad von Meding, Redakteur für Stadtentwicklung und Architektur bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, die Brisanz des Themas, urbane Baukultur in heutigen Zeiten zu meistern. Als politische Herausforderung sieht von Meding das Schaffen von qualitativ hochwertigem und gleichzeitig bezahlbarem Wohnraum für schwächere Einkommensgruppen.
Wie urbane Baukultur in der heutigen Praxis verwirklicht werden kann, wurde dem Fachpublikum anhand zweier aktueller Wohnungsbauprojekte nahegebracht. Lorenz Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Gundlach GmbH & Co. KG, präsentierte mit Gundlachs VIER ein komplexes Wohnungsbauprojekt in Hannovers Pelikanviertel, das die gesamte Bandbreite der Möglichkeiten moderner Baukultur mit unterschiedlichen Stilen, Preiskategorien und Ansprüchen abdeckt. „Reduziertes Bauen mit schlankem Designanspruch“ – so interpretierte hingegen die Weber Massivhaus GmbH urbanes, bezahlbares Wohnen am Stadtrand von Hannover. Das Konzept von maximaler Schlichtheit mit minimalem Einsatz erläuterte Geschäftsführer Philipp Weber.
Spannenden Dialog bot im Anschluss die von Conrad von Meding angeleitete Podiumsdiskussion „Ausgezeichnet leben im urbanen Wohnquartier“. Zu Beginn beschrieben die Podiumsteilnehmer, wie die Baukultur der Zukunft im Jahr 2050 aussehen könnte. Die Antworten von Professor Iris Reuther, Lorenz Hansen, Philipp Weber, Harald Kiefer (Landesvorsitzender Bund Deutscher Architekten Niedersachsen) sowie Uwe Bodemann (Stadtbaurat Hannover) fielen dabei durchaus ähnlich aus: Grüner, kleiner, räumliche Nähe von Arbeiten und Wohnen, effizienter, nachhaltiger und smarter werde das zukünftige Wohnen aussehen.
Am Ende wurde deutlich, dass es keine Patentlösung für urbane, qualitativ hochwertige und gleichzeitig auch bezahlbare Baukultur geben kann. Dennoch besteht Raum für unterschiedliche Ansätze, wie die Lifestyle-Lösung von Gundlachs VIER oder das Bauen nach minimalistischem Prinzip von Weber Massivhaus zeigen. Wichtig sei die gemeinsame Auseinandersetzung mit den Themen.
Passend zum wolkenlosen Frühlingshimmel wurde das Get-together am Ende des Tages spontan auf die sonnige Terrasse verlegt. Ein Zeichen der Beweglichkeit der Branche – ganz im Sinne des Veranstaltungsmottos.
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