Was Anfang 2023 noch als Beginn einer rasanten Talfahrt anklang, zeigt inzwischen dramatische Ausmaße. Für viele Immobilienunternehmen ist der Ausdruck „Survive until 25“ nicht mehr nur ein Motto, sondern existenzielle Überlebensstrategie, in der Hoffnung auf bessere Zeiten…
Was Anfang 2023 noch als Beginn einer rasanten Talfahrt anklang, zeigt inzwischen dramatische Ausmaße. Für viele Immobilienunternehmen ist der Ausdruck „Survive until 25“ nicht mehr nur ein Motto, sondern existenzielle Überlebensstrategie, in der Hoffnung auf bessere Zeiten. Die Stimmung der Branche ist laut Münchner ifo-Institut seit Aufzeichnung vor rund dreißig Jahren auf dem Tiefpunkt angelangt. Der Wohnungsbau nahezu zum Erliegen gekommen. Der BFW Niedersachsen/Bremen nutzte den diesjährigen Neujahrsempfang daher erneut, um auf die dramatischen Folgen aufmerksam zu machen und seine politischen Botschaften zu formulieren.
„Die Baubranche ist zum Sorgenkind geworden“, mahnte Philipp Weber, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des BFW Niedersachsen/Bremen, in seiner Eröffnungsrede. Er skizzierte die verheerenden Folgen, die die aktuelle Branchensituation nach sich zieht. Denn während auf der einen Seite Fachkräftemangel herrscht, droht auf der anderen Seite ein massiver Arbeitsplatzverlust, weil kurzfristig Aufträge fehlen, um Personal zu beschäftigen. Auch der Wohnungsmangel spitzt sich weiter zu. Es fehlen zunehmend Wohnungen, vor allem im bezahlbaren Segment, was die Mieten massiv in die Höhe treibt.
Weber, der als Unternehmer aus der Praxis spricht, weiß, dass es nicht nur um neuen Wohnraum geht, sondern auch die Bedarfe der Zukunft genau betrachtet werden müssen. „Wir müssen weg vom Maßanzug hin zu Immobilien, die flexibel genutzt werden können, wenn sich Lebensmodelle ändern.“ Sein Appell dazu an die Politik: „Sie müssen uns helfen, das Bauen wieder einfacher zu machen und zum Teil widersprüchlichen Korsett der Normen und Regeln herauszubewegen, um diese Flexibilität umzusetzen.“ Konkret nannte er vier Forderungen, die kurzfristig die Branche entlasten und für die sich auch der BFW Bundesverband auf Bundesebene einsetzt.
- Grunderwerbsteuer senken
- Verlässliche Förderungen
- Eigentumsbildung fördern
- Zeitnahe Umsetzung der degressiven AfA
Mit Bezug auf das aktuell vorherrschende Branchenmotto „Survive until 25“ rät Weber: Statt abzuwarten gilt es, die Branche neu zu denken und gemeinsam die Energie- und Baustoffwende zu gestalten.
In Anlehnung an die Worte von Philipp Weber bescheinigte auch der niedersächsische Staatssekretär Frank Doods, dass nicht nur 2023 ein Jahr voller Herausforderungen war, sondern auch die aktuellen Zeiten nicht einfach sind. Als eine der zentralen sozialen Fragen griff er die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum auf. Über den massiven Druck, der auf der Bau- und Immobilienwirtschaft lastet, herrscht seiner Auffassung nach kein Zweifel. „Jetzt muss die Diskussion von Lösungsansätzen Ergebnisse bringen“, so Doods. Niedersachsen sei sich bewusst, dass jetzt Handeln gefragt sei und zeigt sich stolz, hier eine Vorreiterrolle einzunehmen, um die Wohnungswirtschaft zu stärken. Zu den Maßnahmen zählen unter anderem das „Bündnis für bezahlbares Wohnen, die Digitalisierung des Baugenehmigungsverfahrens, das Wohnraumschutzgesetz und die Erhöhung der Mittel für soziale Wohnraumförderung. Zudem seien die 1. Novelle der Niedersächsischen Bauordnung und der Landeswohnungsgesellschaft „WohnRaum Niedersachsen“ zwei zentrale Maßnahmen, um Bauen schneller, einfacher und günstiger zu machen. Zum Abschluss richtete Staatssekretär Doods seinen Appell an die Gäste mit Ausblick auf das Jahr 2024: „Wir stehen tatsächlich an einer Zeitenwende und es ist Zeit zum Umdenken. Nur zusammen mit allen Beteiligten schaffen wir einen Weg aus der Krise. Bleiben wir zuversichtlich für ein möglicherweise anspruchsvolles Jahr 2024.“ Seinen Dank richtete er in diesem Zusammenhang an die gute und wertvolle Zusammenarbeit mit dem BFW Niedersachsen/Bremen.
Zum Abschluss sprach Hannovers Stadtbaurat Thomas Vielhaber zur aktuellen Wohnungssituation und den wohnungs- und baupolitischen Zielen der Landeshauptstadt. Er beschrieb die vielfältigen Aufgaben der Stadt und verwies darauf, dass Branche und Stadt als rahmengebende Akteurin vielfach die gleichen Ziele verfolgten und in ähnlichen Nöten steckten. Um dem Wachstum der Stadt gerecht zu werden, investiere Hannover trotz Rekordschuldung so viel wie nie zuvor. Neben der Schaffung von zusätzlichem Wohnraum gehören dazu neue Schulplätze sowie eine angemessene soziale und öffentliche Infrastruktur. Zu den politischen Maßnahmen zählen die Fortführung der hannoverschen Wohnungsbauoffensive, die aktive städtische Bodenpolitik, die Ausweisung von Neubaugebieten, die Weiterführung der städtischen Wohnraumförderung sowie die aktive Unterstützung der Nachverdichtung und Aufstockung. Erfreut zeigte er sich über die Freischaltung des elektronischen Baugenehmigungsverfahrens zum Jahreswechsel. Auch Vielhaber dankte für das Engagement der Branche sowie die gute Zusammenarbeit und versicherte: „Wir werden Sie mit den genannten Maßnahmen nach unseren Möglichkeiten begleiten und unterstützen.“
Die gesamte Bildergalerie zur Veranstaltung finden Sie hier.
Bildquelle: Niklas Krug