
Schlagabtausch zwischen BFW Niedersachsen/Bremen e.V. und BDA Niedersachsen
Im Mittelpunkt des #fightCLUB!, den der BFW Niedersachsen/Bremen e.V. gemeinsam mit dem BDA Bund Deutscher Architekten Landesverband Niedersachsen e.V. im August in Hannover ausrichtete, stand der Dialog zwischen Architekten und der Immobilienwirtschaft. Ein Boxring, wie er auch von Weltmeistern für Vorbereitungskämpfe genutzt wird, sorgte für das richtige wie auch besondere Ambiente im TKH Turn-Klubb Hannover und bot eine Plattform zum Austausch von Argumenten.
Dirk Streicher, Vorstandsvorsitzender des BFW Niedersachsen/Bremen e.V. läutete den Abend ein: „Heute Abend gibt es keine Gewinner oder Verlierer: Wir artikulieren Themen, die unsere beiden Verbände gemeinsam bewegen und diskutieren diese konstruktiv. Wir fordern den Kampf und die Begegnung mit dem BDA nicht nur heute sondern stetig, denn der ständige Dialog unserer beider Branchen ist absolut notwendig.“ Dipl.-Ing. Matthias Rüger, Landesvorsitzender des BDA Niedersachsen, ergänzt: „Jeder Bauherr braucht immer einen guten Architekten“ und führt weiter aus: „Daher müssen wir uns auch immer in die Sichtweise der anderen hineinversetzen und deren Ansatz verstehen. Letztlich natürlich immer mit dem Ziel, gemeinsam gute Gebäude zu entwickeln.“
In sechs Runden standen sich jeweils zwei Kontrahenten der beiden Seiten gegenüber und diskutierten über Gegensätzlichkeiten, Gemeinsamkeiten, Vorurteile und Auffassungen. Themen wie „Bezahlbares Bauen versus Anspruch“, „Standardisierung versus Individualität“ oder „Neubau versus Sanierung“ bestimmten die einzelnen Fights. Moderatorin Marion Hoppen, Pressesprecherin vom BFW Bundesverband, führte versiert durch den Abend und erzielte durch präzise Nachfragen noch tiefergehende Argumentationen. Hannovers Stadtbaurat Uwe Bodemann kommentierte jeden Fight und konnte die aus seiner Sicht wichtigen Aspekte jeweils zusammenfassend nochmal aufgreifen.
Konsens, Konflikte und Lösungsvorschläge
In einigen Themenbereichen herrschte mehr Einigkeit als in anderen. Kontrovers diskutiert wurde beispielsweise darüber, wie wichtig es ist, sich stärker mit Bestandsbauten auseinanderzusetzen und Möglichkeiten sorgfältig zu prüfen und abzuwägen. Am Ende herrschte Konsens darüber, dass es keine Pauschallösungen gibt, sondern es sich immer um Einzelfallentscheidungen handelt. Ob beim Neubau oder Bauen im Bestand – es geht um den maßvollen Umgang mit den Beständen.
In der Diskussion um bezahlbares und anspruchsvolles Bauen verwies Harald Kiefer, ehemaliger Landesvorsitzender des BDA Niedersachsen, auf den Architekten Christoph Mäckler, der gutes Bauen mit gutem Schuhwerk verglichen hat: „Der Anspruchsvolle ist am Ende der Sparsame – Anspruch hat eine längere Lebensdauer.“ Aus Sicht der Wohnungswirtschaft, vertreten durch Diplom-Ingenieur Manfred Hofmann von Meravis, wird bezahlbarer Wohnraum zeitnah benötigt. Es sei nicht hilfreich, wenn Bauvorhaben erst nach Jahren rentabel seien. Ein Aufruf an die Bauforschung wurde von beiden Seiten deutlich: Es besteht Bedarf an der Entwicklung von neuen Lösungen.
Standardisierung gegen Individualität? Eindeutig besteht hohes Einsparpotenzial – insbesondere durch Wiederholungen. Doch kollidiert dies mit dem Selbstverwirklichungsdrang der Bewohner? Stadtbaurat Uwe Bodemann kommentiert hierzu: „Der Schreck der 70er Jahre sitzt uns noch in den Knochen, aber eigentlich ist Standard gut, es muss nur qualitativer angegangen und mehr darüber nachgedacht werden.“
Als eine Aufgabe für Planer und Architekten kristallisiert sich die Entwicklung von smarter Technik für alle heraus, um auch bezahlbares Wohnen und Bauen in und von Smart Homes zu ermöglichen. Andreas Beulich, Referent Europapolitik, Markt und Digitalisierung beim BFW Bund, argumentiert: „Die Digitalisierung verändert unser ganzes Leben. Bisher gibt es zwar noch keine Marktdurchdringung für Smart Homes, aber es wird nachgefragt. Die digital affine Gesellschaft wächst nach, daher müssen wir weiter daran arbeiten.“
Ein Ende ohne Ende
Dass alle Fight-Paare noch länger hätten diskutieren können, wurde auch durch die immer wieder läutende Klingel deutlich: „Die Diskussionen über diese Themen könnten immer noch tiefer und noch länger sein“, fasst Rüger den Abend zusammen. Streicher erläutert am Ende der Veranstaltung: „Man könnte denken, dass der Fightclub kein geeignetes Format ist, weil der BFW und der BDA sich so gut verstehen – aber gerade deswegen eignet es sich so gut: Es bietet eine Plattform, um Konflikte gemeinsam zu lösen. Keine Seite kann das alleine bewältigen – daher gilt es im ständigen und konstruktiven Dialog miteinander zu bleiben.“
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